Tai Chi Chuan stammt aus der chinesischen Kampfkunst und wird in festgelegten Bewegungsabläufen trainiert. Diese Choreografien werden Form genannt.
Formen sind wie Gedichte. Dem Wort in einem Gedicht entspricht die einzelne Bewegung, die als Bild bezeichnet wird und teilweise poetische Bezeichnungen, wie „Der weisse Kranich breitet seine Flügel aus“ hat.
Und so wie Wörter aus Buchstaben bestehen, enthalten die Bilder Techniken. Diese Techniken sind die Grundlage der Bewegungen und machen Tai Chi Chuan aus. Pro Bild können mehrere Techniken enthalten sein, so wie ein Wort auch unterschiedlich viele Buchstaben hat.
Die deutschen Übersetzungen der chinesischen Ausdrücke sind häufig irreführend, da hinter einer Technik Ideen stehen. Ein Beispiel dafür ist die erste Technik Peng, die mit Schützen übersetzt wird. Es findet sich auch die Übersetzung Ausdehnen oder Schwellen.
Gemeint ist bei Peng die Idee eines Wassertropfens, der in ein stilles Gewässer fällt. Von der Aufschlagstelle geht ein gleichmäßiger Ring in alle Richtungen. Peng ist das sich in alle Richtungen ausdehnen, wie eine Luftballon, der aufgeblasen wird. Diese Technik zu verstehen, benötigt viel Training und noch mehr Erfahrung, um sie umzusetzen.
Bei der ersten Bewegung Qi Wecken ist beispielsweise Peng bei der Aufwärtsbewegung der Hände im gesamten Körper zu erfahren. Der Praktizierende dehnt sich in alle Richtungen aus. Es ist eine 360 Grad Wahrnehmung, wie eine Sphäre, die sich ausbreitet.
Gleichzeitig ist die eigene Ausdehnung begrenzt wie bei einem Luftballon, der bei einer zu großen Ausdehnung einfach platzt.
Peng in den einzelnen Bildern zu erkennen, hilft für ein Verständnis der Bilder aber nicht beim Erfahren, was Peng ausmacht und wie es wirkt. Diese Erkenntnis wird in der Partnerarbeit und im Unterricht bei einem Lehrenden mit Erfahrung vermittelt.
Es ist ein ständiger Prozess, der nie endet, da sich immer neue Facetten öffnen.
Somit bleibt am Ende die Erkenntnis, dass nur durch andauerndes Üben ein erhöhtes Verständnis beim Taijiquan erfolgt. Gleichzeitig entfaltet Taijiquan seine positive Wirkung auf den übenden Menschen im geistigen und körperlichen Sinne von der ersten Übung an.
So wie Wasser den Durst löscht, auch wenn man die biologischen Abläufe nicht kennt, wirkt auch Taijiquan ohne, dass man die detaillierten Abläufe kennen muss.
Viel Freude auf dem Tai Chi Chuan Weg wünscht
Jan
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