Zur Schreibweise von Tai Chi und Qigong

In der Wu Wei Schule und Akademie verwenden wir die Begriffe Tai Chi und Qigong, doch warum finden sich immer wieder verschiedene Schreibweisen dieser beiden Begriffe?

 

Der Grund liegt darin, dass versucht wird chinesische Zeichnen mit unseren Buchstaben darzustellen. Die chinesischen Zeichen sind immer die gleichen und haben sich nicht verändert.

 

Mit dem System des Taijiquan sind die Deutschen erstmals bei der Errichtung des sogenannten Schutzgebietes Tsingtao in Kontakt gekommen. Die Deutschen haben ein eigenes System der Übersetzung der chinesischen Zeichen in Buchstabenausdrücke ersonnen und so war es bereits Mitte des 19. Jahrhunderts bereits gegeben, dass Städte unterschiedlich mit Buchstaben geschrieben und beschrieben wurden, obwohl die chinesischen Zeichen immer die gleichen waren.

 

 

 

Wenn etwas Neues entdeckt oder erfunden wird, benötigt es eine Bezeichnung. So hat sich im Deutschen für ein mobiles Telefon der Begriff Handy ergeben und im englischen wird es Mobile genannt. 

 

 

Wie bezeichnet man also ein Bewegungssystem, dass man nicht kennt? Für Taijiquan war es die Bezeichnung „Schattenboxen“, die sich aus der Zeit des Schutzgebietes ergab. Die deutsche Übersetzung der Zeichen war damals T’ai Chi Ch’üan. 

Im Original besteht Taijiquan aus drei Zeichen, wobei die ersten beiden Zeichen „Das Höchste“ bedeuten und das dritte Zeichen „Faust“ bedeutet. „Die höchste Faust“ heißt das Kampfkunstsystem und es ist, als würde man mit Schatten boxen oder kämpfen. 

 

Im englischen wurden die Zeichen mit dem System von Wade-Giles als Tai Chi Chuan übersetzt. Als Taijiquan in den 70er Jahren mit der Hippiebewegung auch in Deutschland bekannter wurde, war es der Kurzbegriff Tai Chi, der den Bewegungen zugeordnet wurde.

Somit ergab sich ein Markenbegriff für das Kampfkunstsystem, das im Westen hauptsächlich wegen seiner Gesundheitseffekte trainiert wird.

 

Die Transkription mit dem Wade-Giles System hatte den Nachteil, dass einige Begriffe scheinbar gleich sind, obwohl die chinesischen Zeichen komplett unterschiedlich sind. Aus diesem Grund wurde eine neues System entwickelt, dass die Schriftzeichen eindeutiger umsetzt: Pinyin.

 

In Pinyin werden die drei Zeichen mit Taijiquan übersetzt. Nachteil ist hier aber, dass mit Tai Chi bereits eine Marke geschaffen wurde, so dass der Großteil der Menschen nicht erkennt, dass Taijiquan, Tai Chi Chuan und Tai Chi immer das gleiche ist. 

 

Qigong wiederum hat erst später seinen Siegeszug im Westen gehalten. Zu diesem Zeitpunkt war es bereits die Pinyin Umschrift. In Wade-Giles Umschrift würden die beiden Zeichen mit Chi Kung übersetzt. Begrifflich bedeutet das erste Zeichen „Lebensenergie“ und das zweite Zeichen „Arbeit“, also Arbeit mit der Lebensenergie.

 

Hier ist dann auch gut zu erkennen, wie es in der alten Umschrift zu Missverständnissen kommen kann, denn das Qi bei Tai Chi Chuan und bei Chi Kung sind nicht identisch.

In Pinyin heißt es Taijiquan und Qigong. Der Unterschied ist klar und von den Zeichen ohnehin eindeutig unterschiedlich.

 

Welche Übersetzung man jetzt für Taijiquan oder Qigong verwendet hängt von der Zielgruppe ab. In Fachbüchern oder Fachartikeln halte ich es für angebracht eine Definition der Begriffe zu geben oder die chinesischen Zeichen zu verwenden, was aber die Lesbarkeit behindert.

 

Im Angebotsbereich für Endverbraucher halte ich es für sinnvoll den Kunden dort abzuholen, wo er ist, also die Begriffe so zu verwenden, wie es der Kunde versteht.

 

Glücklicherweise kann jeder selbst entscheiden.

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